Schöner aus Boskoop

Schöner aus Boskoop

Schöner aus Boskoop Harburg

Der hier beschriebene Apfel einer der bekanntesten unter den alten Sorten überhaupt. Man findet Boskoop-Apfelbäume z.B. unterhalb des städtischen Friedhofs in Harburg sowie unweit des Heroldinger Spielplatzes. Auch sonst ziert die stark wachsende Sorte viele Gartenflächen und hat auf etlichen Streuobstwiesen einen festen Platz.
Wie begann die Erfolgsgeschichte dieses Apfels, der sich als einer von wenigen alten Sorten im Handel erhalten hat und nach wie vor sehr beliebt ist? 1856 entdeckte der Pomologe Kornelis Johannes Wilhelm Ottolander den Apfel auf dem fruchtenden Trieb eines Wildlings in Boskoop (Niederlande). Schon neun Jahre später ist von einer weit verbreitenden Standardsorte die Rede, mittlerweile in ganz Mitteleuropa. Ob es sich eigentlich um die „Renette von Montfort“ handelt oder eine Mutante davon, ist unklar. Fest steht, dass es Mutanten des Schönen aus Boskoop gibt. Der Rote Boskoop wurde 1923 – im Jahr der Inflation – als Knospenmutation im Rheinland entdeckt und wird heute häufig angebaut und verkauft.
Polyphenol- und Vitamin-C-Bedarf des Schönen aus Boskoop sind sehr gut. Je später er geerntet wird, desto höher ist der Nährwert. Die Bäume sind auf Pollenspender angewiesen, für die sie sich mit einer lang anhaltenden Blüte bereithalten. Der Ertrag lässt bei Jungbäumen länger auf sich warten, ist dann aber hoch, aber in der Regel nur alle zwei Jahre.
Freunde der Familie dieser „Lederäpfel“, wie sie auch genannt werden, seien auf ähnliche Sorten im Garten hingewiesen, die eher einen jährlichen Ertrag erwarten lassen: Graue Herbstrenette, Kanada Renette und die weniger säuerliche Zabergäu Renette sind gute Alternativen oder Ergänzungen, die viel zu wenig bekannt sind und neben dem Boskoop mehr Aufmerksamkeit verdienen.
Triploide Sorten (schlechte Pollenspender) wie der Boskoop wachsen tendenziell stark und werden hoch und breit. Gartenbesitzer mit weniger Platz oder dem Wunsch nach einfacher Ernte sollten dies unbedingt bei der Sortenwahl berücksichtigen, um später nicht wider Willen durch ständigen Rückschnitt gegen die Natur dieses Apfelbaums arbeiten zu müssen.

Steckbrief:
Baum: starkwüchsig, sehr groß, eher breit und ausladend, Boden genügend feucht und nährstoffreich, eher wind- und frostgeschützte Lage
Blüte: früh bis mittelfrüh, lang anhaltend, triploid
Schale: ledrig, je nach Mutante verschiedene Farbentwicklung
Frucht: (mittel-)groß, Fleisch gelblich, fest und grob, säuerlich, bei trockener Lagerung schrumpfend
Pflückreife: ab Ende September
Genussreife: ab Dezember
Haltbarkeit: April

Ralf Hermann Melber, 19. Februar 2023