Winterschnitt bei Obstbäumen

Winterschnitt bei Obstbäumen

Der Winter ist für viele Freizeitgärtner eine ruhige Jahreszeit. Es fallen kaum Arbeiten an, die dringend erledigt werden müssen. So bleibt Zeit, sich um den Schnitt der Obstbäume zu kümmern. Ein Winterschnitt wird jedoch nur beim Kernobst, d. h. Apfel, Birne und Quitte, durchgeführt. Für Steinobst, also Zwetschge, Süß- und Sauerkirsche, ist der Sommer nach der Ernte günstiger. Sehr späte Zwetschgensorten bilden die Ausnahme. Sie werden auch im Winter geschnitten.

Interessante Anleitungen zum Obstbaumschnitt finden Sie in den Videos vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL):

Obstbäume schneiden – Teil 1: Grundlagen
Obstbäume schneiden – Teil 2: Pflanzung und Pflanzschnitt
Obstbäume schneiden – Teil 3: Erziehungsschnitt
Obstbäume schneiden – Teil 4: Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt
Obstbäume schneiden – Teil 5: Sommerschnitt

Sinn und Zweck des Schnittes bei einer Rundkrone

Je nach Alter des Baumes verfolgt man unterschiedliche Ziele. In der Jugendphase, das ist etwa die Zeit von der Pflanzung bis zum Ertrag, muss für einen günstigen Grundaufbau der Baumkrone gesorgt werden. Die drei bis vier Leitäste müssen gleichmäßig um den Stamm verteilt sein und dürfen nicht zu steil anstehen, da sie sonst durch das Gewicht der Früchte ausbrechen könnten, wenn der Baum im Ertrag steht. Auch ein zu flacher Kronenaufbau ist ungünstig. Ideal ist ein Astab-gangswinkel von etwa 45°. Bei zu flacher, fast waagrechter Aststellung lässt das Triebwachstum später fast ganz nach. Ein lockerer Kronenaufbau, bei dem Blätter und Triebe nicht lange nass bleiben, beugt Pilzkrankheiten vor.

Sobald die Bäume im Ertrag stehen, muss ein Gleichgewicht zwischen Triebwachstum und Ertrag geschaffen werden. Der Triebneuzuwachs darf nicht überwiegen. Die Früchte müssen reichlich Licht bekommen, um optimal ausreifen zu können.

Mit zunehmendem Alter lassen Obstgehölze im Triebwachstum nach. Alte Bäume müssen verjüngt werden, d. h. sie benötigen einen starken Rückschnitt. Dies führt zu einer stärkeren Neutriebbildung und Vitalisierung der Pflanzen. Anschließend müssen noch Korrekturen im Sommer durchgeführt werden. Danach können alte Bäume wieder höhere Erträge mit verbesserter Fruchtqualität bringen.

Grundsätze

Im Allgemeinen gilt: Ein Rückschnitt im Herbst bewirkt einen stärkeren Neuaustrieb als das Schneiden im Spätwinter. Starker Neuaustrieb ist auch nach sehr weitgehenden Schnittmaßnahmen oder dem Rückschnitt aller Triebe zu erwarten. Häufig wachsen dann so viele Neutriebe, dass eine zu dichte, licht- und luftundurchlässige Baumkrone entsteht. Darum sollen starkwachsende Bäume nur einen schwachen Rückschnitt erhalten.

Die reichste Blüten- und Fruchtbildung erfolgt beim Apfel an zweijährigen Trieben. Ältere Triebe sind nur als Gerüst für den inneren Kronenaufbau nötig. An den Fruchtästen alter Bäume befindet sich viel sogenanntes Quirlholz (Fruchtspieße), das nur minderwertige Früchte gibt. Solche Fruchtäste leitet man auf jüngere, nach außen stehende Neutriebe ab.

Ständige Erneuerung von älterem Fruchtholz ist erstrebenswert!

Die Skizze zeigt einen vierjährigen Fruchtquirl, der durch den Fruchtbehang herabgebogen wurde. Daran wachsende Neutriebe gelangen in die Waagerechte, wodurch die Anlage von Blütenknospen gefördert wird. Wenn jeweils das alte Fruchtholz geschnitten wird, erreicht man eine „Rotation“ des Fruchtholzes.

Werkzeuge

Schnittmaßnahmen sind immer mit scharfen Werkzeugen durchzuführen. Ungeeignet sind Scheren, die nach dem Ambossprinzip arbeiten. Sie erzeugen Quetschwunden, die schlecht verheilen. Sägen mit einem feingezahnten Sägeblatt hinterlassen gewöhnlich keine ausgefransten Wundränder. Sind die Sägewunden trotzdem nicht glatt, so sollte mit einem scharfen Messer oder einer Hippe nachgebessert werden.

Wundpflege

Auf größeren Wunden darf kein Wasser stehen bleiben, es muss ablaufen können. „Stummelschnitte“ sind zu vermeiden. Sie stellen für Krankheitserreger geeignete Eintrittpforten dar. Diese Aststücke sterben ab und können nicht durch das Wundgewebe überwallt werden. Günstiger ist ein Schnitt auf Astring, d. h. der Schnitt wird direkt an der Ansatzstelle durchgeführt. Wunden, die mehr als 3 cm Durchmesser haben, können mit einem Wundverschlussmittel behandelt werden. Wichtig ist, die Wunde vor dem Verstellen der Leiter zu verstreichen.

Beobachtungen, wie sich Bäume entwickeln, an welchen Trieben und Zweigen Früchte gebildet werden, sind Voraussetzungen für den richtigen Schnitt.

Für interessierte Freizeitgärtner werden immer wieder Obstbaumschnittkurse angeboten. Der Besuch solcher Veranstaltungen und die eigenen, über Jahre gewonnenen Erfahrungen des Freizeitgärtners ergeben eine gute Grundlage für reiche Erträge und eine günstige Entwicklung der Bäume.

Weiterführende Literatur (Beispiele)

  • Riess, Hans-Walter: Obstbaumschnitt in Bildern, Obst- und Gartenbauverlag, München
  • Schmid, Heiner: Obstbaumschnitt, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
  • Stangl, Martin: Freude und Erfolg im eigenen Obstgarten, BLV-Verlag, München
  • Buchter-Weisbrodt, Helga: Obst – Die besten Sorten für den Garten, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/wochentipps/262882/index.php

Birnensorten für den Garten

Birnensorten für den Garten

Die Birne ist eine edle Frucht. Wenn sie zur richtigen Zeit gegessen wird, ist sie ein Genuss: zartschmelzendes saftiges Fruchtfleisch mit angenehmer Süße. Sowohl zum Frischverzehr als auch als Dörrobst ist die Birne geeignet. Der Anbau von Birnen wird schon seit über 5000 Jahren betrieben.

Birnen sind wärmebedürftiger als Äpfel. Optimale Fruchtqualitäten mit gutem, sortentypischem Geschmack entstehen nur an warmen Standorten auf Quittenunterlagen. Im Hausgarten bevorzugt Quittentypen A, Adams oder der etwas kalktolerantere BA 29, hingegen ist Quitte C zu schwachwüchsig. Birnen blühen früher als Äpfel, es besteht Gefahr von Frostschäden an den Blüten. In rauerem Klima sollen sie an geschützten Standorten, z. B. Wandspalier, stehen. Sie sind meist diploid.

Hinweis:
Gegen Birnengitterrost gibt es keine resistenten Sorten (auch nicht in Sicht). Der Befallsgrad hängt vom Vorhandensein und dem Abstand zu den Zwischenwirten ab. Zwischenwirte sind diverse halbhohe Wacholderarten. In Hausgärten ist daher mit starkem Befall zu rechnen. In Streuobstanlagen, die entfernt von Siedlungen liegen, tritt Birnengitterrost meist weniger stark auf. Ältere Sorten können ebenso wie Neuzüchtungen befallen werden. Der Befall wird verstärkt durch regenreiche Monate April und Mai.

Frühe Sorten eignen sich nur für den Sofortverzehr. Da die Früchte werden schnell weich werden, sollte man sie daher knapp reif ernten, wenn die Grundfarbe von grün nach gelbgrün wechselt.
Lagerfähig bis etwa Dezember sind nur späte Sorten mit einer Reife ab Oktober.

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
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Favoriten der Apfelsorten für den Haus- und Kleingarten

Favoriten der Apfelsorten für den Haus- und Kleingarten

Aus der Vielfalt der zurzeit angebotenen Sorten ist es für den Freizeitgärtner sehr schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Die vorliegende Empfehlung soll eine Entscheidungshilfe sein, mit dem Ziel sowohl gut schmeckende als auch relativ robuste, eher problemlose Sorten in den Vordergrund zu stellen.

Diese Liste basiert auf langjährigen Erfahrungen an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau und berücksichtigt die Verfügbarkeit in den bayerischen Baumschulbetrieben. Natürlich bieten die Fachbetriebe darüber hinaus noch ein breiteres Spektrum an Sorten inklusive lokaler Spezialitäten an.

Beim Obstbaumkauf ist auch auf die verwendete Unterlage, auf die die jeweilige Kultursorte veredelt wird, zu achten. In den kleiner werdenden Hausgärten spielen schwachwachsende Unterlagen eine immer größere Rolle. M27, M9 und M26 sind solche schwachwachsenden Unterlagen für Äpfel. Als Erziehungsformen kommen Busch, Spindel und Spalier in Frage. Sehr platzsparend ist die Spindelerziehung. Diese Baumform besitzt eine dominierende Mittelachse, um die sich die untergeordneten Seitenäste als waagrecht formierte Fruchtäste nach allen Seiten gruppieren. Jungbäume auf schwachen Unterlagen benötigen einen Pfahl und in trockenen Sommern viel Wasser.

Schorfresistente Apfelsorten

Re-Sorten sind resistent gegen Schorf, meist auch Echten Mehltau, zum Teil auch tolerant gegen Feuerbrand. Daneben gibt es weitere schorfresistente Sorten (siehe nachfolgende Tabellen), sowie schorfresistente Säulenäpfel wie ‚Rondo‘, ‚Rhapsodie‘, ‚Sonate‘, ‚Jucunda‘.

Eigenschaften

  • Vielseitige Verwendungsmöglichkeit (Frischverzehr, Lageräpfel, Mostobst).
  • Inzwischen guter Geschmack, z. T. ‚Elstar‘-Niveau!
  • Manche Sorten leider mit etwas harter Schale.
  • Durch Verzicht auf Fungizidbehandlungen: „Gesundes Obst von gesunden Bäumen“.
  • Sommer- und Herbstäpfel für den Sofortverzehr
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Winter- bzw. Lageräpfel

Kurz lagerfähig

  • ‚Gerlinde‘: Reife ab Ende August; kleine bis mittelgroße Frucht mit roten Backen bzw. roten Streifen, regelmäßige und hohe Erträge, sehr guter Geschmack (‚Elstar‘-Abkömmling), knackig, süß mit feiner Säure, mittlere Mehltauanfälligkeit, etwas sparriger Wuchs
  • ‚Santana‘: Reife Anfang/Mitte September; „schorfresistenter Elstar“ aus Holland: würzig, süß-säuerlich, saftig; für bessere Lagerfähigkeit nicht zu spät ernten. Für Allergiker gut verträglich.
  • ‚Rebella‘: Reife ab Mitte September; rote Backen bzw. Streifen, süß mit leichter Säure, etwas harte Schale und grobzelliges Fleisch; frühe, hohe, regelmäßige Erträge, kaum Alternanz, sehr zuverlässige Sorte
  • ‚Rubinola‘: Reife Mitte September; geschmacklich gute Sorte (süß, leichte Säure, feines Aroma), mittelgroße Frucht, sparriger Wuchs, wenig verzweigt
  • ‚Roter Aloisius‘ (‚Titan‘): Reife (Mitte)/ Ende September: fast flächig rot-orange gefärbte mittelgroße Frucht mit festem, saftigem Fleisch, Geschmack süß mit feiner Säure und ausgeprägtem Aroma; Erstrag früh, hoch, regelmäßig; Bezug des „Bayernapfels“: www.roter-aloisius.de
  • ‚Florina‘: Reife ab Anfang Oktober; dunkelrot und bläulich bereifte Frucht, süß, wenig Säure, bei knapp reifer Pflücke mehr Säure und dann geschmacklich besser, Mehltau möglich. Bevorzugt für ‚Golden Delicious‘- oder ‚Jonagold‘-Liebhaber.

Gegen Schorf nicht resistente, jedoch geschmacklich gute Sorten

  • ‚Piros‘, ‚Galmac‘: Reife ab Anfang August; gelbgrün mit roten Streifen, mittelgroße Frucht, mildsäuerlich, fein-aromatisch, süßer als ‚Retina‘
  • ‚Alkmene‘: Reife ab Anfang September; mittelgroße Frucht, aromatisch, geschmacklich und optisch ähnlich ‚Cox Orange‘, aber weniger krankheitsanfällig als dieser.
  • ‚Freiherr von Berlepsch‘: Reife ab Ende September; aromatisch, fein säuerlich; bis circa März haltbarer Apfel mit hohem Vitamin-C-Gehalt; Ertrag nicht immer zufriedenstellend
  • ‚Pilot‘: Reife ab Anfang Oktober; spätreifend, sehr gut lagerfähig (bis Mai), erst ab Dezember genussreif, leuchtend rot auf gelbgrünem Grund, mittelgroß, süß-säuerlich, aromatisch

Auf sehr anfällige oder im Anbau schwierige Sorten aus dem Erwerbsanbau wie ‚Golden Delicious‘, ‚Gala‘, ‚Gloster‘, ‚Jonagold‘, ‚Elstar‘, ‚Braeburn‘ u.a. sollte im Hausgarten bzw. Streuobstanbau verzichtet werden! Dafür robuste regionale Sorten mit einbeziehen.

Vom Profi
Gartentipp

Reicher Behang am Apfelbaum erfreut erst einmal das Gärtnerherz. Damit aber Qualität und Größe am Ende stimmen, müssen wir uns von einigen Früchten trennen. Welche? Das erklärt Hubert Siegler von der Bayerischen Gartenakademie.

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
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Empfehlenswerte Beerenobst-Sorten

Empfehlenswerte Beerenobst-Sorten

Empfehlenswerte Beerenobst-Sorten

Beerenobst lässt sich auch in kleinen Gärten gut pflegen. Gerne werden die Beeren als frisches Naschobst verwendet oder verwertet zu Fruchtaufstrichen oder Likören. Johannisbeere und Stachelbeere, Him- und Brombeere sind beliebtes Beerenobst wie auch Erdbeer, Mini-Kiwi und Heidelbeere. Mit den richtigen Sorten macht der Beerengarten Spaß.

Johannisbeere

  • Johannisbeere, rot
  • Johannisbeere, schwarz
  • Jonkher van Tets: Reifezeit Ende Juni bis Anfang Juli; bewährte Sorte, bleibt Standard im Frühsortiment
  • Rolan, Rotet: Reifezeit Mitte Juli; robust und sehr ertragreich, lange Traube
  • Rovada: Ende Juli; robust mit sehr langer Traube und großen Einzelbeeren, regenfest und kann bis September am Strauch hängen bleiben

Stachelbeere: mehltaufeste Sorten sind unabdingbar!

  • Remarka: Reifezeit Anfang bis Mitte Juli; große, weinrote Früchte, mittlere Erträge
  • Redeva: Reifezeit Mitte bis Ende Juli; kleinfruchtig, rot, sehr ertragreich
  • Invicta: Reifezeit Anfang bis Mitte Juli; gelb-grüne, mittel bis groß Früchte; guter bis hoher Ertrag; an manchen Standorten nicht mehr ganz robust => mit Mehltau befallene Spitzen wegschneiden

Besonderheiten:
‚Captivator‘ und ‚Spinefree‘: fast stachellose, rotfruchtige, relativ mehltaufeste Sorten. Meist sehr reichtragend, gegen Mitte Juli fruchtend und daher kleinere bis mittelgroße Beeren. ‚Rokula‘: Reifezeit Anfang Juli, mittelgroße, rote Früchte, Ertrag hoch.

Brombeere

  • Loch Ness: Reifezeit Ende Juli bis Anfang September; dornenlos; Standard wegen des guten Geschmacks und Ertrags; herkömmliche Sorte, d.h. mit langen Ranken
  • Navaho: Reifezeit ab Anfang August bis Ende September; kompakt, aufrecht wachsende Sorte mit kürzeren Ranken, zur Erziehung als Fächerspalier mit geringeren Pflanzabständen (z.B. 1,50 m); dornenlos, großfruchtig mit gutem Geschmack, robust und winterfest

Weitere Sorten: ‚Asterina‘, ‚Triple Crown‘ (beide dornlos), ‚Choctaw‘ (bedornt)

Himbeere

Um den zunehmenden Problemen mit Rutenkrankheiten zu entgehen, kann auf herbsttragende Sorten ausgewichen werden. Sie sind robust, madenfrei, ertragreich und haben mittelgroße Früchte mit ansprechendem Geschmack. Wichtig: Bestand im Februar (vor dem Austrieb) komplett bodennah abschneiden (= einjährige Kultur)!

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
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