Naturgärten: die Alternative zu Schotterflächen

23. Feb 2021

In den letzten Jahren nahmen Schotter- und Kiesgärten zu. Sie gelten als pflegeleicht – zumindest kurzfristig gesehen. Allerdings tragen sie weder zur Biodiversität noch zur Verbesserung des Kleinklimas bei. Ganz anders – und seit Jahren im Trend – sind naturnahe Gärten, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Gründe für naturnahe Gärten

Die mit vielfältigen Lebensräumen ausgestatteten und ökologisch bewirtschafteten Gärten setzen ein Zeichen gegen die zunehmende Versiegelung und Aufheizung unserer Siedlungsflächen mit Pflaster, Kies und Schotterflächen. Dort stehen oft nur vereinzelte bzw. exotische Pflanzen oder fremd wirkende Formgehölze.
Ein naturnaher, vielseitig gestalteter Garten leistet einen Beitrag gegen den Rückgang von Bienen, Pflanzen- und Tierarten. Ein Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, synthetische Dünger und Torf unterstützt dieses Vorhaben.

Elemente naturnaher Gärten

Ein bestehender Intensivrasen kann durch Verzicht auf Düngung, Rasenherbizide und Bewässerung sowie durch reduzierte Mähgänge ganz oder teilweise in kräuterreiche Wiesenflächen umgewandelt werden. Bei Neuanlagen kommen Wiesenblumen-ansaaten zum Zuge. In großen Gartenflächen erleichtern pflegeleichte Blühstauden für sonnige oder schattige Stellen die Arbeit. Zugleich sorgen sie für Abwechslung im Garten und bieten Insekten Nahrung und Unterschlupf. Das gilt auch für freiwachsende, gemischte Hecken. Ein Übergang zu den Rasen- oder Gartenflächen kann ein Wildstauden- oder Wiesensaum sein.

Anstelle von Nadelgehölzen stehen Laubbäume im Garten. Dabei eignen sich für kleine Gärten Arten, die im Wuchs kleiner bleiben wie Zieräpfel oder Großsträucher wie Kornelkirsche oder Haselnuss. Zwiebelblumen für Frühjahr und Sommer, ungefüllte Einjahresblumen ergänzen das Angebot. Wasserstellen bzw. kleine Teiche sind Voraussetzung für Tiere, die an feuchten Stellen bzw. im Wasser leben.

Der Nutzgarten wird integriert

Gemüse- und Kräuterbeete haben im Naturgarten ebenso ihren Platz wie Beerensträucher und – zumindest schwachwüchsige – Obstbäume. Obstspaliere können zugleich Abgrenzung von Beeten und Zäunen sein. An Wänden und Pergola ranken Wein, Brombeeren oder Kiwis. In den Nutzflächen ist Mischkultur angesagt. Es dürfen auch Ringel-, Kornblumen, Malven, Kräuter blühen. So zeigen Schnittlauch und überwinterte Petersilie hübsche Blüten, welche die Insekten anlocken.

Förderung von Bienen, Insekten und Nützlingen

Durch eine Kombination aus den richtigen Pflanzen, durch Anlegen verschiedener Gartenbereiche, dem Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und dem Angebot an Unterkünften können sich Tiere im Garten ansiedeln. Sie finden Unterschlupf in Stein-, Reisig- und Totholzhaufen, Trockenmauern, Wasserflächen, „wilden“ Gartenecken, über Winter auch in Laubhaufen bzw. nicht abgeschnittenen Stauden.

Vogelhäuser, Schilfrohrbündel, Stängel und Insektenhotels fördern Tiere, wenn sie zweckmäßig sind und an den richtigen Stellen platziert werden. Für Pollen- und Nektar-suchende Insekten sind ungefüllt blühende Pflanzen ganzjährig erforderlich.

Ressourcen schonen

Eigener Kompost ist „Gold“ wert. Als wichtiger Bodenverbesserer liefert er Nährstoffe in organischer Form und sorgt für die Kreislaufwirtschaft im eigenen Garten.
Auch eine extensive Gartenbewirtschaftung hilft Ressourcen zu sparen, z.B. Staudenpflanzungen bzw. Blumenwiesen oder Kräuterrasen anstelle von pflegeintensiven englischen Zierrasenflächen.

Regenwasser wird in verschiedenen Behältern oder der Zisterne gesammelt und wassersparend, am besten am kühlen Morgen, ausgebracht. Heimische Holz- oder Weidenzäune bzw. Steine für Mauern und Platten aus der Region wirken natürlich. Durch kurze Transportwege sind sie umweltfreundlich.

Naturgarten bedeutet nicht Wildwuchs

Unordnung und Wildnis wird durch behutsame, korrigierende Pflegeeingriffe vermieden. Ist der Garten richtig angelegt und eingewachsen, sind die Arbeiten überschaubar. Früher waren die Gärten zu sehr gepflegt. Dabei wurde vielfach Torf und „Kunstdünger“ eingesetzt, sowie Wege mit Herbiziden abgespritzt.
Die heutigen Gartenflächen sind kleiner, parzelliert, abgegrenzt, neuerdings verschottert oder zugepflastert. Daher müssen wir aktiv für Grün und Biodiversität sorgen.

Bedeutung des Gartens steigt

Der eigene Anbau von Obst und Gemüse hat zugenommen. Durch die Corona-Pandemie hat der Garten generell an Bedeutung gewonnen, auch zur Erholung und Entspannung. Freude stellt sich ein, wenn wir Schmetterlinge, Libellen, Hummel, Bienen inklusive Wildbienen erleben, die Vögel ihre Junge füttern, ein Igel durch den Garten streift, Eidechsen die warmen Steine der Gartenmauern oder sonnigen Steinhaufen aufsuchen. Dies alles ist im Naturgarten möglich, nicht jedoch auf Schotter- und Kiesbeeten, die zusätzlich noch mit Schutzfolien unterlegt sind. Sie sehen monoton aus und erhitzen sich stark. Hier fehlen schattenspendende Bäume und das gesamte Grün, welches der CO2-erhöhung entgegenwirkt.

Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/wochentipps/262882/index.php