Glockenapfel

16. Jan 2023

Glockenapfel

Am 18. Februar 2023 führten die Harburger Obstbaumfreunde ihre erste Pflanzaktion im Rahmen ihres Bestehens durch. Am Rennerspitz sollte der überalterte Bestand um Jungbäume ergänzt werden, die Obstsorten tragen, die etwa bei Versteigerungen sowohl den Gaumen besser ansprechen als auch eine vielseitigere Verwendung sicherstellen.
Darunter fiel die Wahl auch auf den „Glockenapfel“.
In Heroldingen gibt es davon einen Altbaum in Privatbesitz am Burgberghang.
Das Alter dieser Sorte ist anscheinend nicht bekannt. Fest steht aber, dass sie aus dem Alten Land bei Hamburg stammt – einer Gegend, die so etwas wie das nördliche Gegenstück zum Apfelanbaugebiet am Bodensee darstellt. Vom dortigen Landkreis Harburg (Ja, den gibt es!) sind sogar schon verschiedene Edelreiser aus dem Stadtgebiet angefordert worden.
Der „Altländer Glockenapfel“, „Weiße Winterglockenapfel“ oder „Schweizer Glockenapfel“ sind Namen für ein und dieselbe Sorte, auch „Echter Glocken“ genannt. Typisch für die Äpfel ist eben ihre glockenförmige Form sowie die Tatsache, dass sie erfrischend säuerlich schmecken und lange lagern können.
Beim Baumschnitt ist Fachkunde gefragt, denn einerseits neigt diese Sorte zum vorzeitigen Altern („Verkahlen“), andererseits zur Bildung senkrechter (Jung-)Triebe. Wer hier nach dem Motto handelt, alles, was nach oben wächst, einfach abzuschneiden, braucht sich nicht zu wundern, wenn der Schuss irgendwann endgültig nach hinten los geht. Zur Beruhigung sei bemerkt, dass der Wuchs des Glockenapfelbaumes anfangs stärker, später schwächer wird. Gerade dann ist es wichtig, immer wieder Jungtriebe zu generieren. Mit der Baumvergreisung verhält es sich wie mit einem Dorf: Hält man dort keine Jüngeren, stirbt es irgendwann aus.

Steckbrief:
Baum: mittelstark wachsend, später schwächer; im oberen Bereich büschelartig verzweigte Langtriebe an der Basis zur Verkahlung neigend
Blüte: mittelspät, sehr guter Pollenspender
Schale: grünlich gelb, sonnenseits mitunter ziegelrot angehaucht
Frucht: weißes Fruchtfleisch, feinsäuerlich, erst später saftiger werdend
Pflückreife: ab Mitte Oktober
Genussreife: Januar
Haltbarkeit: April

Ralf Hermann Melber, 6. September 2023