Zieht sich der Winter draußen langsam zurück, träumen Weinstockbesitzer schon von saftigen, süßen Trauben, die wie im Schlaraffenland an kräftigen grünen Trieben hängen. Damit dies Wirklichkeit wird, geben die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie Tipps zum Rückschnitt von Tafeltrauben.
Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften von Frucht, Kernen und Blättern wurde die Weinrebe zur Heilpflanze des Jahres 2023 gekürt. Durch den regelmäßigen Rückschnitt im Winter bleibt die Vitalität der Pflanze erhalten, damit man viele Jahre Freude an ihr hat.
Wuchseigenschaften des Rebstocks
Der Weinstock legt alles darauf an möglichst schnell lange Triebe zu bilden. Die am höchsten stehenden Triebe und Knospen werden bevorzugt versorgt. Bei einer fünf Meter hochwachsenden Weinrebe würden im oberen Bereich kräftige Triebe mit großen Früchten entstehen – im unteren Teil des Stockes hingegen nur kümmerliche Trauben. Deshalb benötigt der Weinstock einen jährlichen Schnitt, auch schon bei jungen Pflanzen. Ein rechtzeitiger und maßvoller Stockaufbau erleichtert künftige Schnitt- und weitere Pflegemaßnahmen.
Einjährigen Fruchtruten, die im letzten Vegetationsjahr gewachsen sind, besitzen eine hellbraune Farbe. Sie haben eine normale Länge von etwa 1,20 Metern und weisen idealerweise eine Stärke mit einem Durchmesser von sechs bis zehn Millimetern auf (ähnlich einer Kugelschreiberdicke). Optimales Holz ist gleichmäßig durchgefärbt, knistert etwas beim Biegen und beim Anschneiden kann man eine kleine Markröhre sehen. Betrachtet man dieses einjährige Holz, die Fruchtruten, genauer, sind im Abstand von etwa zehn Zentimetern die Knospen, die sog. Augen zu erkennen. In ihnen sind die Blüten bereits unsichtbar angelegt und somit der Ertrag des nächsten Spätsommers und Herbstes.
Der Griff zur Schere
Einer Legende nach erfand ein Esel, der an den Reben gefressen hatte, den Rückschnitt der Reben. Denn aus den übrig gebliebenen kurzen Stummeln entwickelten sich kräftige Triebe mit großen Früchten. Der Rebschnitt im Winter ist daher die Voraussetzung für eine gute Ernte in bester Qualität.
Grundsätzlich werden jährlich über 90 Prozent des einjährigen Holzes mit den vorhandenen Augen weggeschnitten. Der Schnitt mit der Schere bedeutet einen großen Eingriff für die Pflanze, die sich jedes Jahr wieder neu aufbauen muss. Doch so bleiben Vitalität und Wüchsigkeit erhalten und fördert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wachstum und Fruchtbarkeit. Vor dem Schnitt, meist ab Ende Januar bis spätestens März, betrachtet man seinen Rebstock genau. Hausrebstöcke sind meist als Spalier mit einem langen oder zwei kürzeren Seitenästen als sog. Kordon gezogen. Die aus den Seitenästen nach oben gewachsenen Ruten werden auf Zapfen mit ein bis zwei Knospen zurückgeschnitten. Schließlich wachsen aus den verbleibenden Augen ein bis zwei kräftige Fruchttriebe. Entstehen zwei, dann wird der Schwächere der beiden bereits bei einer Trieblänge von acht bis zwölf Zentimeter weggebrochen. Diese Fruchtruten entwickeln dann meist zwei große Fruchttrauben. Um zu gewährleisten, dass die Ruten und Früchte später genug Licht, Luft, Sonne und Wärme bekommen, sollte der Abstand zwischen den Zapfen auf einem Kordonarm etwa 20 Zentimeter betragen, was etwa der Länge einer Rebschere entspricht.
Setzt der Saftstrom ein, kann es sein, dass die Rebe an der Schnittstelle kurz „blutet“. Das „Bluten“ schadet den Stöcken in der Regel jedoch nicht. Vorhandene Pilzsporen könnten sogar weggespült werden. Schneiden Sie an Neumond, „blutet“ die Pflanze weniger als an Tagen um Vollmond. Schneiden Sie, wie auch bei anderen Gehölzen, nicht bei Temperaturen unter minus fünf Grad Celsius.
Keine Angst vor einem intensiven Rebschnitt, denn meist wird zu zaghaft eingegriffen. Es liegt in der Natur der Pflanze wieder auszutreiben und kräftig zu wachsen. Selbst ein alter, über Jahre ungeschnittener Rebstock kann durch einen starken Rückschnitt wieder vital und fruchtbar werden. Einzig wirklicher Fehler ist es, den Stock unterhalb der Veredlungsstelle zu schneiden
Weiteres Wissenswertes zum Rebstock
Weitere Informationen zu Tafeltrauben finden Sie in den Infoschriften der Bayerischen Gartenakademie. Hier erfahren Sie alles zur Pflanzung und Pflege. https://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/infoschriften/156610/index.php
(Bilder: Verschiedene Autoren © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)
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